Vortrag von


HANNE LORECK

VorWand - Ein kunstkritisches Plädoyer für das Dekorative

30. Juni 2008, 19:00 hrs


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Dr. Hanne Loreck wird am Beispiel vom »Haus des Lehrers« (Alexanderplatz, Berlin) demonstrieren, wie die ambivalente Geschichte des Dekorativen sich in ästhetischen und ideologischen Polarisierungen wie etwa Außen und Innen, Schein und Sein, Hülle und Kern und ähnlichen Positivismen vollzieht. Damit wurden klassische Dichotomien nicht nur reproduziert, sondern auch erfolgreich in Funktion genommen. Denn so wenig die wahre, auf das Wesentliche reduzierte Gestalt eines Gebäudes oder Objektes ohne den Verweis auf das verstellende und verhüllende Ornament auskam, so wenig kann man die dekorative Gestaltung getrennt von ihrem Bezug zur Ursprungsform denken. Nur in dieser unlösbaren Verquickung konnte die idealistische Idee der reinen und ursprünglichen Kunst überleben.

Hanne Loreck versucht nun, das Verhältnis von Dekorativem und reiner Form neu zu denken und fragt nach der politisch-utopischen und der soziokulturellen Dimension des Dekorativen. In ihren Ausführungen wird sie sich auf die Projekte »Blinkenlights« und »Bilderbucharchitekturen« sowie auf die Künstler Dan Graham und Dan Flavin beziehen.




Biografie

Professorin für Kunstgeschichte, kunstbezogene Theorie und gender studies an der Hochschule für bildende Künste Hamburg; Kunstkritikerin.

Mitbegründerin des Graduiertenkollegs Dekonstruktion und Gestaltung: gender (des ersten Kollegs seiner Art, in das Kunstpraxis integriert ist); Mitarbeit am Entwurf der ersten Promotionsordnung in Deutschland, die eine Dissertation mit kunstwissenschaft-lichem und künstlerisch-praktischem Teil vorsieht.

Schwerpunkte der Lehre: Verhältnis Kunst und Wissenschaft, Fragen des ästhetischen und sozialen Raums, Repräsentationskritik, Bildwissenschaft / visual theory, Kunst des 20. Jahrhunderts mit spezifischem Akzent auf der aktuellen Kunst, ihren Orten und Inszenierungen, Verhältnis von Theorie und Praxis in der Kunst, cultural studies, Poststrukturalismus und Psychoanalyse.


„Gender-Fragen sind für mich Leitfragen, die quer zu allen Forschungsfeldern einerseits manifeste Geschlechtermachtverhältnisse benennen, andererseits die latente Konstruktion von Kultur und Kunst mittels der Geschlechterpositionen und ihrer Metaphern und Metonymien innerhalb eines heterosexuellen Regimes dekonstruieren. Meine Arbeitsweise gilt weniger dem expliziten Auswerfen von (post)feministischen oder queeren Themen, sondern mehr dem kontinuierlichen Aufmerksammachen auf die hartgesottene Verankerung der Geschlechterdifferenz und ihrer machtvollen Folgen in den Diskursen der Kunstkritik, der Kunsttheorie und -geschichte und selbst noch in den Arten und Weisen der Selbstreflexion und Selbstdarstellung der Kunststudierenden.“ (Hanne Loreck)


--- English abstract ---


Hanne Loreck’s lecture in German language will thematisize the ambiguous history of décor and its development through aesthetic and political polarisation. Exemplifications will include the famous GDR prefabricated high-rise building “Haus des Lehrers” (“House of the Teacher”), the project “Blinkenlights” by Chaos Computer Club, Dan Graham and Dan Flavin. Prof. Dr. Hanne Loreck is professor of art history, art theory and gender studies at the Hochschule für Bildende Künste Hamburg since 2004. 



Hochschule für bildende Künste Hamburg

vorWand


blinkenlights

 

Hanne Loreck : Anna-Catharina Gebbers |Bibliothekswohnung

Haus des Lehrers
(Berlin, Alexanderplatz)
Haus des Lehrers: Blinkenlights 
(Project by Chaos Computer Club, September 2001-Februar 2002)